Donnerstag, 11. April 2013

23. November 1994 - Himmelsgrün

Vision und Besuch der Hölle:

Ich warte. Heute weiß ich nicht, in welcher Weise mir der Himmel ,,Anweisungen" geben möchte. Ich trete in die Umzäunung und gehe unter den Ölbaum, auf dem die Herrin des Lichts erscheint. Ich beginne den heiligen Rosenkranz, indem ich den Heiligen Geist anrufe, damit er das Beben der Erwartung beruhigt, und wie ein brennendes Feuer beginne ich auf wundersame Weise im Inneren zu brennen *, und ich fühle mich erleichtert. Voller Entzücken bemerke ich, dass mein Herz gestreichelt wird. Oh, welch eine paradiesische Empfindung! Meine Augenlider wollen sich ausruhen und zwingen mich, mich von der Welt abzugrenzen, indem sie sich schließen. Das, was ich sehe, ist keine Finsternis, sondern ein Licht von großer Strahlkraft. Es nimmt die verschiedensten Farben an, wobei es zuerst zu einem intensiven Himmelblau tendiert, dann zu rosa, dann zu gelb und danach zu einem hellen Blau. Welch eine Vollkommenheit schauen nun meine Augen! Es ist die Herrin des Himmels, die in die Süße der göttlichen Liebe gehüllt ist! Wie könnte ich das erklären, wo man doch weiß, dass kein Wort so eine göttliche Eleganz und Reinheit zu beschreiben imstande wäre! Ich weiß, nicht, was die anderen denken, wenn sie sprechen und sich auf die große Mutter Gottes beziehen. Sicher ist nur, dass Worte nie ausreichen, um das auszudrücken, was man empfindet, doch wenn man durch eine solche übernatürliche Vision beseligt werden würde, würde in diesem Augenblick das eigene Herz besser werden, ohne dass man die eigenen Gefühle kontrollieren könnte. Es schwindet jede Form von Rebellion, und man bleibt wie Kinder zurück, die die Brust der eigenen Mutter betrachten, während sie bereits vom süßen Honig, der bald das Gefühl eines großen Friedens schenken wird, gesättigt sind! Oh, wer wird je verstehen können, was ich auszudrücken versuche? Begnadet ist derjenige, der, vom göttlichen Willen erleuchtet, es ein wenig begreifen kann. Mit diesen Worten beginnt die Herrin ihr himmlisches Gespräch mit mir:

,,Meine Tochter, dieses Geschenk, das ich dir mache, dient zum Eintritt in die Hölle, wobei du durch meinen mütterlichen Segen geschützt bist. Denk jedoch daran, dass du während deines Besuches beten sollst. Zuerst:


Jesus, ich liebe dich und schenke mich für dein Reich hin.
Ich lobe dich und danke dir für deine Liebe.

Dann durch den heiligen Rosenkranz mein geliebtes Gebet zum Anvertrauen:

Maria, unbefleckte Mutter,
Lilie von größter Reinheit,
Braut der allerheiligsten Dreifaltigkeit,
bitte für uns, und wir
opfern dir für deine mütterliche Liebe,
die du für uns empfunden hast und empfindest,
den heiligen Rosenkranz auf, nach dem du dich so sehr sehnst
zur Ausrottung des Bösen in der Welt.,,

Nun spüre ich, wie meine Seele erbebt, und mit Erstaunen bemerke ich wie einen Abschied vom Körper, dass mich die Herrin an der Hand nimmt und mich begleitet, bis wir beim Tor ankommen. Es ist seltsam! Im vorherigen Erlebnis hatte ich sieben Tore gesehn. Wer weiß, vielleicht wollte der Herr, das ich diesen Ort in einer vollständigeren Dimension sehe!... Die Herrin sagt zu mir:

,,Meine Tochter und Tochter Jesu, die Mutter verlässt dich nicht. Ich bin hier am Tor: Warten wir darauf, dass dich dein Engel umhüllt. Es ist noch nicht die Zeit** gekommen, dass du endgültig die alte Schlange zertrittst. Geh und beginne mein Gebet, bevor du dich in den Schrecken befindest."

Mit dieser Bestärkung habe ich keine Angst mehr. Wüssten die Menschen nur, dass man mit der Mutter Maria alles überwindet! Man bräuchte nur daran zu denken, wie viele Christen das Martyrium auf sich genommen haben! Das Tor geht auf und ein bedrohliches Feuer scheint mich und meinen Engel zurückzuschleudern, der zu mir sagt:

,,Nur Mut, meine Tochter, lass uns gemeinsam beten. Beginne den heutigen Kreuzweg!"

Wir beginnen den Weg, und plötzlich öffnet sich vor uns eine Landschaft mit Bergen, Hügeln und Tälern. Aus den letztgenannten steigen hohe Flammen auf. Ich höre übermenschliche Schreie und unendliche Klagen. Der Geruch ist unerträglich: Ich führe eine Hand zur Nase, ich kann nicht mehr atmen. Ich kann nicht verstehen, wie ich all dies auf einer physischen Ebene lebe. Ich gehe auf aufgesprungenen und steil abfallenden Wegen und bemerke schreckliche und grauenvolle Szenen, die den rationalsten Menschen umbringen würden. Ich werde traurig, und mein Schutzengel sagt mir:

,,Meine Tochter, höre und erzähl von all dem, was du siehst. In der Hölle ist die Qual der Strafe eine doppelte. In der Tat erleiden sie den Raub der Liebe des Herrn, der als ,,Schaden" bezeichnet wird, und die Qual des Feuers, das im Vergleich zum Maß auf der Erde in maßloser Weise zerfrisst. Diese Qual ist jene des ,,Sinnes"."

Debora: ,,Was? Arme Seelen, doch warum sind sie hier? Weshalb hat sie der gute Gott verlassen?

Der Engel: ,,Komm, meine Liebe, komm, gehen wir weiter. Du wirst sehen, dass das, was die Menschen glauben, Fantasie ist!"

Die Seelen sind in Lavaströme getaucht, ja, in ein Meer von Lava. Es ist schrecklich! Jemand schreit, wir nähern uns einige Zentimeter, und ich höre:

,,Oh, wenn mich doch meine Eltern nicht dazu ermutigt hätten, den Herrn zu leugnen! Verflucht sei der Tag, an dem ich ,,rot" wurde. Nun bin ich rot wegen der schrecklichen Qual!"

Andere sagen zueinander:

,,Oh, könnten meine Mitschwestern spüren, was es bedeutet, die Gelübde abzulegen und sie dann leichtfertig zu leben! Auf unsere Illusion zu vertrauen, dass wir gerettet seien, nur weil man die Braut Christi ist!"

Andere sagten:

,,Ich weine vor Hass, vor Schmerz... Weshalb habe ich nur ständig in Todsünde gelebt? Diese Flammen verzehren mich... Erbarmen...oh! oh! Wann ist das Endgericht?"

Der Engel: ,, Meine Tochter, hier sind unter den Seelen jene, die die Nächstenliebe verachtet haben. Sieh, wie der Herr ohne Zögern jene verdammt, die gegen diesen schönen Akt der Liebe sündigen!"

Welch ein Horror später! Einige Seelen sind an den Füßen angekettet und gezwungen, in stets brennenden Beinhosen zu bleiben.

Der Engel: ,,Diese Seelen haben auf das Geschenk der Freiheit, die ihnen der Vater gewährt, gespuckt und ihr Leben zum zweiten Tod*** verurteilt. Meine Tochter, schau gegenüber, hier sind die lügnerischen Seelen. Sieh, wie sie die höchste Gerechtigkeit und die ewige Wahrheit, der ,,die Lüge verabscheuungswürdig" ist, treffen!"

Ich wage es nicht mehr, den Blick zu heben. Hunderte von Vipern bedecken sie und bringen sie zum Stöhnen. Nun nähert sich ein Schatten, doch wer ist es? Mein Engel öffnet ungestüm die Arme, aus denen zwei Lichtstrahlen kommen, die diesen Schatten treffen.

Debora: ,,Oh mein Gott! Es ist der Teufel! Mein Engel, Fidemile, wer ist das?"

Der Engel: ,,Lass dich vom Beten nicht abbringen! Mach weiter! Sieh, wie die Dämonen die Seelen benutzen! Sie handeln, wenn nicht gebetet wird! Begreifst du nun die mächtige Wirkung des Rosenkranzgebets? Lobe des Herrn für die Wache, die wir Engel Gottes euch zuteil werden lassen, und auf die ihr vergesst oder die ihr als zweitrangig erachtet! Wenn die Menschen wüssten, wie viel himmlische Gnaden sie verlieren, wenn sie das Gebet zum Schutzengel vernachlässigen, der das ganze Leben lang schweigend wirkt und stets vernachlässigt, ja sogar vergessen wird!"

Debora: ,,Fidemile, vergib mir! Ich bin eine dieser Seelen, die oft vergessen, für den eigenen Engel zu beten! Heute konnte ich persönlich deine Abwehrhandlung sehen. Danke, Engel Gottes, der du meine Wache bist!"

Wir gehen noch weiter. Außer der Feuerzone gibt es auch Zonen des Sturms und des Eises. Viele Seelen sind durch Eisketten in den Höhlen angekettet: Ihre schrecklichen Schreie quälen das Herz. Ihre Flüche sind skandalös: In dieser Zone scheint der Winter aller Winter zu sein: Die Kälte ist äußerst groß.

Der Engel: ,,Ja, meine Liebe, zu solchen Qualen werden zahlreiche Seelen verdammt. Dies sind die Seelen, die das Herz der Brüder mit dem Skandal, der Leugnung und dem Ungehorsam gegenüber dem Willen des Ewigen erkalten ließen. An diesen Orten sind Milliarden, Milliarden von Teufeln, die diese Seelen peinigen und für die Vergrößerung der Qualen sorgen."

Später sehe ich Seelen, die die Unterlassungssünde begangen haben. Sie schreien mit aller Kraft, obwohl ihre Münder vereint sind, das heißt, die Lippen sind miteinander verschmolzen.
Während wir entlang der Einbuchtungen dieser Berge gehen, kommen wir an einen dunkleren Ort, der noch mehr stinkt. Hier sagt der Engel, dessen Gesicht betrübt ist, zu mir:

,,Dies ist der Ort der Geweihten, die nun Dämonen sind, aber zu Engeln bestimmt waren!"

Debora: ,,Sind alle hier?"

Der Engel: ,,Nein. Die Qualen unterscheiden sich nach ihrer Schuld, aber der heilige Vater berücksichtigt auch den Platz, den sie in der Kirche innehatten und zu welcher Mission sie zur Sorge und zum Heil der Seelen berufen waren.
Tochter, darüber sollst du zu den Priestern sprechen und zu denen, die sich Gott geweiht haben, um für ihre eigenen Nichteinhaltungen verantwortlicher zu sein! Der Zorn Gottvaters über die Untreue und Unreinheit des Herzens und des Körpers, die Heuchelei eingeschlossen, stellt die Seelen an die schlechteste Stelle dieser schrecklichen Höhlen! Meine Tochter, man soll wissen, dass die höchste Liebe sehr auf die Seelen, die ihr ganz und gar gehören, bedacht ist. Trotz ihrer existierenden und unendlichen Barmherzigkeit: Wehe, wehe den nicht mehr wieder gutzumachenden Todsünden, denn wie werden mit tödlichen Qualen, mit unaussprechlichem Leid gebüßt!"

Debora: ,, Auch wenn man in Gedanken sündigt, kommt man hierher?"

Der Engel: ,,Ja. Die Unreinheit des Denkens schließt die völlige Liebe zum Herrn aus, so als würde man den Schöpfer vertreiben, um das Geschöpf auf den Thron zu stellen. Der heilige Richter ist besonders streng mit seinen Dienern. In Wahrheit gelingt es vielen, das heilige Herz zu Erbarmen zu bewegen, wenn sie am Ende ihres Lebens mit Tränen des bitteren Schmerzes bereuen. Es stimmt sie für den läuternden Ort, doch im unteren Teil."

Dann sah ich den oberen Teil des Fegefeuers und im unteren Teil die Hölle.

Debora: ,,Doch wie ergeht es dann den Seelen im Fegefeuer?"

Der Engel: ,,Gut, denn sie werden heilig werden! Dort stöhnen sie zwar, aber mit der Zufriedenheit darüber, zum Bräutigam zu gehen, der sie verwandelt."

Wir beten das Ave Maria weiter... Seit kurzem höre ich ein Klagen. Oh, wie ekelig: Eine Schlange kommt aus der dunkelsten Finsternis und dann eine weitere.

Debora:  ,,Wer ist dort, Fidemile?" (Ein Klagen stimmt mich mitleidig).

Der Engel:  ,,Hier sind die Mächtigen."

Debora: ,,Jene der Kirche?

Der Engel: ,,Ja, einige."

Debora: ,,Vielleicht wage ich zu viel, aber ich würde gern wissen, was sie getan haben, um sich hier zu befinden?"

Der Engel: ,,Machthunger, Eigenliebe, grenzenloses Streben, die Verfolgung und Kreuzigung der Liebe Gottes im Nächsten, die Verachtung und das verbot der Verehrung der Jungfrau, unserer Königin, durch alle mögliche Qualen! Meine Tochter, gehen wir!..."

In den Felsen gibt es Löcher, wo ich einige Ordensgeistliche erkenne. Neugierig nähere ich mich.

Debora: ,,Auch sie sind hier?"

Der Engel: ,,Du musst wissen, dass der Herr bis zum letzten Atemzug zu rufen, zu warten und zu retten versucht!"

Debora: ,,Doch wenn er bei der Rettung zwischen einem Diözesan-Geistlichen und einem Ordensbruder wählen müsste, wenn würde er nehmen?"

Der Engel: ,,Groß ist die Barmherzigkeit des Herrn. Er würde beide retten wollen, doch sicherlich den Diözesanen, den Weltgeistlichen."

Debora: ,,Und Weshalb?"

Der Engel:  ,,Der Herr öffnet den Ordensgeistlichen den Weg zum Heil mit vielen Mitteln, wie mit der Regel. Die Regel wird für sie im Gehorsam Heiligung. Die Demut und die Armut, zu der die meisten von ihnen berufen sind, erlauben eine schnellere Auffahrt. Die Gemeinschaft, die sie beherbergt, hilft, dass sie sich nicht in der Welt für die ersten Notwendigkeiten verlieren. Das allerheiligste Herz Jesu empfindet mehr Mitleid für einen armen Weltgeistlichen, da er wegen seiner Sendung, die für die Versuchung des Lebens offen ist, einer ständigen Abhängigkeit unterworfen ist. Trotzdem rufen das göttliche Blut Jesu und das Unbefleckte Herz seiner heiligen Mutter, und oft greifen sie persönlich ein, um die einen und die anderen zu retten. Wir Engel werden mit der Sendung betraut, auszuharren und vor allem die Schwächsten oder die Geschwächten zu beschützen."

Ich weine. Alle rundherum ist trostlos: das Feuer, das Eis, die Verzweiflung, der Hass, der Wunsch zu bewirken, dass sich auch die anderen verlieren, ständige Flüche... Ich bin erschüttert.

Der Engel: ,,Nun geh: Betrachte all das was dir der höchste Geist zeigen wollte. Betrachte die Qualen und denke nach für ein spirituelles Leben, das darauf abzielt, solche Konsequenzen zu vermeiden! Es soll eine kleine Erfahrung sein, die all jenen, die in unzähligen Verfehlungen stolpern, mitgeteilt werden muss! Gelobt sei der Herr!"

Debora: ,,Stets sei er gelobt!"

So endete unsere Reise. Als ich mich von der Ekstase erholt hatte, erbrach ich alles was erbrochen werden konnte. Mein Magen hielt es nicht mehr aus. Aus Angst blieb ich drei Tage lang im Bett.

* Vor Liebe brennen.
** Das heißt, in jenem Moment.
*** Tod des Geistes

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